WebDAV (Web-based Distributed Authoring and Versioning) ist ein offener Standard zur Bereitstellung von Dateien im Internet. Dabei können Benutzer auf ihre Daten wie auf eine Online-Festplatte zugreifen.
Technisch gesehen ist WebDAV eine Erweiterung des Protokolls HTTP/1.1, die bestimmte Einschränkungen von HTTP aufhebt. Bisher kennt man aus Online-Formularen meist nur die Möglichkeit, einzelne Dateien hochzuladen (HTTP-POST). Mit WebDAV können ganze Verzeichnisse übertragen werden. Zudem ist eine Versionskontrolle spezifiziert.
Vorteile von WebDAV
Durch die enorme Verbreitung des World Wide Web zählt der von HTTP genutzte Port 80 zu den Ports, die bei Firewalls in der Regel nicht blockiert werden. Während bei anderen Übertragungsmethoden wie dem File Transfer Protocol (FTP) oder SSH (in Verbindung mit scp oder SFTP) vielfach zusätzlich Ports der Firewall geöffnet werden müssen, ist das bei WebDAV nicht nötig, da es auf HTTP aufbaut und daher nur Port 80 benötigt. Das Öffnen von zusätzlichen Ports einer Firewall erhöht den Zeit- und Arbeitsaufwand für Systemadministratoren und birgt unter Umständen zusätzliche Sicherheitsrisiken. Zudem kann der Server innerhalb eines bestehenden HTTP-Servers implementiert werden.
Mittlerweile gibt es für jedes Betriebssystem (inkl. Smartphones) direkte WebDAV-Implementierungen, die es ermöglichen, WebDAV ins System einzubinden oder zumindest per Dateimanager darauf zuzugreifen.
Da auch Benutzerrechte unterstützt werden, ist es eine echte und weitaus sicherere Methode als Samba- oder Windows-Freigaben, besonders beim Fernzugriff. Ein weiterer Vorteil ist, dass eine WebDAV-Freigabe für Portscanner weit weniger offensichtlich ist als eine Windows-, Samba- oder NFS-Freigabe und damit zusätzlich die Angriffsfläche minimiert.
Geschichte
Drei Arbeitsgruppen der IETF (Internet Engineering Task Force) haben an WebDAV gearbeitet, um auf der Basis von HTTP Netzwerk-Standards zu schaffen, mit denen Dokumente und Dateien im Netzwerk verändert und geschrieben werden können. Diese Gruppen sind die WebDAV Working Group, die DASL Working Group und die Delta-V Working Group.
WebDAV-Arbeitsgruppe
Die WebDAV-Arbeitsgruppe wurde von Jim Whitehead, Mitglied des W3C, initiiert, um eine Diskussion über Distributed Authoring im World Wide Web zu starten. Die ursprüngliche Vision des WWW, wie sie von Tim Berners-Lee vertreten wurde, war, dass das Web ein sowohl lesbares als auch editierbares Medium sein sollte, und Berners-Lees erster Web-Browser, genannt WorldWideWeb,[1] war tatsächlich dazu in der Lage, Seiten auch permanent zu editieren.
Der rasante Wuchs des Web in den 1990ern ließ den Gedanken des Distributed Authoring jedoch untergehen, sodass es sich zu dem heutigen, weitgehend nur lesbaren Medium entwickelte. Allerdings enthalten auch die heutigen HTTP-Spezifikationen noch die HTTP-Requests PUT und DELETE, die jedoch von den allermeisten Webservern mit dem HTTP-Statusfehler „405 Method Not Allowed“ abgelehnt werden. Whitehead und seine Mitstreiter haben sich im Rahmen der WebDAV-Arbeitsgruppe das Ziel gesetzt, diese Limitierung aufzuheben.
Die Gruppe, die sich dann im Rahmen eines W3C-Meetings im Dezember 1995 traf, entschied sich dafür, dass die beste Vorgehensweise die Gründung einer IETF-Arbeitsgruppe wäre. Die IETF erschien am naheliegendsten, weil das HTTP dort standardisiert war und man annahm, dass das letztendliche Ergebnis dieser Arbeitsgruppe eine Erweiterung von HTTP sein würde.
Als die Arbeit am Protokoll im November 1996 begann, wurde klar, dass eine Behandlung sowohl des Aspekts des Distributed Authorings als auch der Versionskontrolle zu viel auf einmal wäre und dass die Aufgaben auf mehrere Gruppen verteilt werden müssten. Die WebDAV-Arbeitsgruppe entschied sich dafür, sich zunächst auf Distributed Authoring zu konzentrieren und sich den Versionskontrollmechanismus für später aufzuheben. Einige Mitglieder meinten daraufhin scherzhaft, dass die Gruppe besser in WebDA umbenannt werden solle.
Aus der WebDAV-Arbeitsgruppe sind bis heute mehrere Dokumente hervorgegangen:
Requirements for a Distributed Authoring and Versioning Protocol for the World Wide Web, RFC 2291
eine Sammlung von Anforderungen
HTTP Extensions for Distributed Authoring – WebDAV, RFC 2518
das (ursprüngliche) Basis-Protokoll
Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV) Ordered Collections Protocol, RFC 3648
Sortierung von Verzeichniseinträgen
Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV) Access Control Protocol, RFC 3744
Zugriffsrechte
Quota and Size Properties for Distributed Authoring and Versioning (DAV) Collections, RFC 4331
Quotas
Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV) Redirect Reference Resources, RFC 4437
Behandlung von „Redirects“
HTTP Extensions for Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV), RFC 4918
eine aktualisierte Fassung des Basisprotokolls
Die WebDAV-Arbeitsgruppe wurde im Frühjahr 2007 aufgelöst.
Die Arbeitsgruppen DASL und Delta-V
Aus der WebDAV-Gruppe gingen weitere IETF-Arbeitsgruppen hervor, zu denen auch die DAV Searching and Locating-Gruppe (DASL) und die Web Versioning and Configuration Management (Delta-V)-Arbeitsgruppe gehören. Die DASL produzierte nie einen offiziellen Standard, ein Entwurf wurde allerdings außerhalb der Arbeitsgruppe weiterentwickelt und liegt nun als RFC 5323 vor. Die Delta-V definierte die Versioning-Erweiterungen für WebDAV (RFC 3253), mit denen sich WebDAV nun mit Recht WebDAV nennen darf.
Quelle: Wikipedia: (http://de.wikipedia.org/wiki/WebDAV)